Gerade habe ich Jeannie Ebners 1983 erschienene Novelle "Aktäon" fertiggelesen. Ein durchaus ungewöhnliches Buch - Ebner beschreibt darin die erotische Faszination, die ein 18 Jahre jüngerer Mann während eines Ausflugs in ihr auslöst. In den frühen Achtzigern sicher nicht selbstverständlich für eine 65jährige Frau. Sie schreibt über reale Personen und reale Begebenheiten, ein ibsschen verschleiert durch Literatur. Jetzt muss ich noch herausfinden, wer dieser "feinfühlige Jäger" Aktäon ist - wahrscheinlich ist das für ExpertInnen des Literaturbetriebs der Achtziger in Österreich offensichtlich, aber ich muss da doch noch recherchieren.
In den Briefen stellt Ebner jedenfalls mehrmals die Frage, ob das Buch nicht zu gewagt sei, weil sich die drei beschriebenen Männer ja wiedererkennen würden. In einem Brief an Hans Weigel vom 19. Juli 1979 fragt sie: "Wenn Du einer der Männer wärest, vor allem Aktäon, wäre es Dir sehr peinlich, das publiziert zu sehen?". Und über Aktäon selbst schreibt sie am 3. August 1979, wieder in einem Brief an Weigel: "Ernst [Ebners Mann] hat, ohne es zu lesen, sein Placet gegeben. Aktäon versucht inzwischen Selbstmord zu verüben, aber nicht aus unglücklicher Liebe, sondern rein literarisch: Er schreibt gräßliche Gedichte, und, das ist noch schlimmer, weil urteilslos, er schickt sie mir, obwohl er weiß daß ich gar nichts mehr für Kollegen tun kann. Aus 'Verehrung'. Schade. Alles, was er sonst in seinem Leben getan hat und tut, ist sehr anerkennenswert. Naja!" Carine Kleiber geht in ihrem Buch "Jeannie Ebner. Eine Einführung" jedenfalls nicht auf diese autobiographischen Züge ein.
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