Donnerstag, Februar 15, 2007

Weibliches Schreiben

Gestern war es soweit: meine erste Begegnung mit dem Nachlass Jeannie Ebners in real life - ich habe mir ja die Archivbox 1 ausheben lassen. Ich habe einfach zu lesen begonnen und die Korrespondenz von Jeannie Ebner an die Personen A - Cz geschafft. Nur ein kleiner Teil, aber dabei haben sich einerseits zwei Themen für mich herauskristallisiert, andererseits auch bestimmte BriefpartnerInnen als interessant und bearbeitenswert herausgestellt.
  • Ein wesentlicher Punkt ist das "weibliche Schreiben" bzw. Arbeiten und seine Rezeption durch die Männerwelt ("Wenn's Dir Spaß macht, Kinderl - meinetwegen!", Brief an Friedbert Aspetsberger). Hierzu gibt es Tagebucheinträge, Korrespondenzen und den Vortrag "Literatur weiblicher Autoren - ja! Aber wieso Frauenliteratur?", den Jeannie Ebner 1985 beim internationalen Kolloquium "Frauenliteratur in Österreich von 1945 bis heute" in Mulhouse gehalten hat und der im gleichnamigen Tagungsband erschienen ist. Als Sekundärliteratur unter anderem den Text "Jeannie Ebners emanzipatorische Bestrebungen" von Carine Kleiber im selben Tagungsband.
  • Der zweite Punkt hängt mit dem ersten durchaus zusammen: die Vereinbarkeit von Brotberuf und Berufung. Ebner leitete ja nach dem Tod Gerhard Fritschs die Redaktion der Zeitschrift "Literatur & Kritik" alleine, stellte ihr eigenes Schreiben immer wieder zugunsten anderer, zugunsten von Krankenpflege und Hausarbeit zurück. Auch hierzu gibt es eine Fülle an Material in Korrespondenzen und im Tagebuch. Teilweise klingt in den Briefen Resignation und Verzweiflung durch, Ebner schreibt sogar, sie denke an Selbstmord, um endlich Ruhe zu haben.
  • Der Briefwechsel mit Thomas Bernhard und überhaupt das Verhältnis zu ihm wären auch behandelnswert. Bernhard formte ja eine Figur in "Holzfällen" wenig verschleiert nach Ebner, und laut den wenigen Briefen, die ich gestern gelesen habe, haben sie sich mindestens zweimal heftig zerstritten, unter anderem wegen eines geplatzten Filmprojektes.
  • Mich interessiert auch der Briefwechsel mit Irmgard Beidl (später Perfahl), Schriftstellerin, Bibliothekarin, Mitglied der Künstlervereinigung März und der Grazer Autorenversammlung.
  • Auch die Beziehung zu Christine Lavant, Marlen Haushofer und Christine Busta würde mich als Schwerpunkt meiner Diplomarbeit interessieren. Hier habe ich aber die Korrespondenz noch nicht eingesehen - das geht sich hoffentlich nächste Woche aus.
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