Carine Kleiber schreibt in ihrer Einführung: "Ab 1978 kristallisiert Jeannie Ebner ihr Interesse auf die Frauenproblematik, die weitgehend mit einer Selbstdarstellung gekoppelt ist – eine Tatsache, die gewiß von der altersbedingten Beschäftigung mit der eigenen Lebensbilanz herrührt, die aber vielleicht auch eine durch die angehende Popularität geschürte narzistische Tendenz verrät". - Ich bin etwas skeptisch, was die Begründung der "narzistischen Tendenz" mit der angehenden Popularität betrifft, denn schon frühere Werke haben stark autobiographische Züge, und schon früher beschäftigen sich Werke mit "weiblichen" Themen (das Wort "Frauenproblematik" nicht unter Anführungszeichen gesetzt zu sehen, schmerzt mich übrigens etwas ;-)
Mir ist aber beim Vorbereiten meines Referats für das DiplomandInnenseminar aufgefallen, dass in Jeannie Ebners erzählerischem Werk oft die "normalen", ausgeglichenen Frauen übrig bleiben. Und genau das sind oft die, die Ebner selbst nachempfunden sind bzw. deren Partner Ähnlichkeiten mit dem "geliebten Ernstl" aufweisen. Beispiele: 1. Figuren in Schwarz und Weiß, wo Therese als einzige Frau mit einem geeigneten Lebenspartner an ihrer Seite übrig bleibt, während Imma stirbt, die versponnene Antonia zusammenbricht und Brigitte zu einer Mörderin wird. 2. Drei Flötentöne, wo Jana und Tschuptschik Selbstmord begehen und die gereifte Gertrud als einzige überlebt. Dass Gertrud sehr große Ähnlichkeit mit Ebner selbst hat, schreibt sie ja selbst 1985 in einem Brief an Hanns Weissenborn: "Da steht viel Authentisches über mich als alte Frau und meinen immer noch geliebten Ernstl drinnen, vielleicht hast Du zufällig auch die Tänzerin Joana Thul, im Roman heißt sie Jana, gekannt? Die dritte Figur ist erfunden, vielleicht eine geistige Tochter von mir, da ich keine leiblichen Kinder habe". Dem will ich auf jeden Fall nachgehen.