Montag, April 30, 2007

Frauenliteratur & Jeannie Ebner

Ich werde beginnen, meine bisher zusammengestellte Bibliographie online zu stellen. Hier einmal einige Texte zum Themenkreis Jeannie Ebner, Frauenliteratur, Frauen im Literaturbetrieb nach 1945.

  • Cella, Ingrid: "'Das Rätsel Weib' und die Literatur: Feminismus, feministische Ästhetik und die neue Frauenliteratur in Österreich". In: Zeman, Herbert (Hrsg.): Studien zur österreichischen Erzählliteratur der Gegenwart. 1982
  • Ebner, Jeannie: "Literatur weiblicher Autoren - ja! Aber wieso Frauenliteratur?". In: Kleiber, Carina / Tunner, Erika (Hrsg.): Beiträge des Internationalen Kolloquiums Frauenliteratur in Österreich von 1945 bis heute. Bern: Peter Lang 1986, S. 55 - 61
  • Gürtler, Christa: "Zum Paradigma der Frauenliteratur in Österreich. Über die (Un-)Möglichkeit der Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit". In: Schmidt-Dengler, Wendelin et al. (Hrsg.): Konflikte - Skandale - Dichterfehden in der österreichischen Literatur. Berlin: Erich Schmidt 1995, S. 267 - 279
  • Gürtler, Christa: "’...weil ja fast alle Frauen stumm dabeisaßen'. Debüts österreichischer Schriftstellerinnen 1945-1950". In: Walter Buchebner-Literaturprojekt: Das Schreiben der Frauen in Österreich seit 1950. Wien: Böhlau 1991, S. 203 - 214
  • Kleiber, Carina: "Jeannie Ebners emanzipatorische Bestrebungen". In: dies. / Tunner, Erika (Hrsg.): Beiträge des Internationalen Kolloquiums Frauenliteratur in Österreich von 1945 bis heute. Bern: Peter Lang 1986, S. 79 - 86
  • Neissl, Julia: "Zwischen Anpassung und Aufbegehren. Junge Autorinnengeneration in Österreich nach 1945 und ihre Auseinandersetzung mit Sexualität". In: Walter Buchebner-Literaturprojekt: Das Schreiben der Frauen in Österreich seit 1950. Wien: Böhlau 1991, S. 57 - 68
  • Schmidjell, Christine: "'Geh ohne Mantel und vergiß, was deine Heimat war': Hertha Kräftner und die Generation 'Junger Autorinnen' nach 1945". In: Walter Buchebner-Literaturprojekt: Das Schreiben der Frauen in Österreich seit 1950. Wien: Böhlau 1991, S. 9 – 21
  • Schmidjell, Christine: "Mauerblümchen, na und? Beispiele aus der österreichischen Literatur der fünfziger und sechziger Jahre". In: Strigl, Daniela (Hrsg.): Frauen verstehen keinen Spaß. Wien: Zsolnay 2002 (= Profile 9)
  • Aktäon

    Gerade habe ich Jeannie Ebners 1983 erschienene Novelle "Aktäon" fertiggelesen. Ein durchaus ungewöhnliches Buch - Ebner beschreibt darin die erotische Faszination, die ein 18 Jahre jüngerer Mann während eines Ausflugs in ihr auslöst. In den frühen Achtzigern sicher nicht selbstverständlich für eine 65jährige Frau. Sie schreibt über reale Personen und reale Begebenheiten, ein ibsschen verschleiert durch Literatur. Jetzt muss ich noch herausfinden, wer dieser "feinfühlige Jäger" Aktäon ist - wahrscheinlich ist das für ExpertInnen des Literaturbetriebs der Achtziger in Österreich offensichtlich, aber ich muss da doch noch recherchieren.
    In den Briefen stellt Ebner jedenfalls mehrmals die Frage, ob das Buch nicht zu gewagt sei, weil sich die drei beschriebenen Männer ja wiedererkennen würden. In einem Brief an Hans Weigel vom 19. Juli 1979 fragt sie: "Wenn Du einer der Männer wärest, vor allem Aktäon, wäre es Dir sehr peinlich, das publiziert zu sehen?". Und über Aktäon selbst schreibt sie am 3. August 1979, wieder in einem Brief an Weigel: "Ernst [Ebners Mann] hat, ohne es zu lesen, sein Placet gegeben. Aktäon versucht inzwischen Selbstmord zu verüben, aber nicht aus unglücklicher Liebe, sondern rein literarisch: Er schreibt gräßliche Gedichte, und, das ist noch schlimmer, weil urteilslos, er schickt sie mir, obwohl er weiß daß ich gar nichts mehr für Kollegen tun kann. Aus 'Verehrung'. Schade. Alles, was er sonst in seinem Leben getan hat und tut, ist sehr anerkennenswert. Naja!" Carine Kleiber geht in ihrem Buch "Jeannie Ebner. Eine Einführung" jedenfalls nicht auf diese autobiographischen Züge ein.

    Jeannie Ebner wohnt in einem Postfach

    In einer Ausstellung der Wien-Bibliothek über Hans Weigel wird auch thematisiert, wie Weigel den Beginn seiner Freundschaft und Arbeitsbeziehung mit Jeannie Ebner beschreibt: "Stundenlang sah ich sie im Kaffeehaus sitzen und die Seiten unscheinbarer Hefte emsig mit Worten füllen. Das waren ihre Romane und ihre Geschichten. Die unscheinbaren Hefte und die unscheinbaren Kaffeehäuser gehören zu ihr. (...) Ich wollte sie kennenlernen, doch das erwies sich als schwierig. Sie war wie Kafkas Schloß. Ich fragte nach ihrer Adresse und hörte immer wieder nur Unbestimmtes über ein Postfach. So kam in der Frühzeit des Cafés Raimund das Gerücht auf: Die Jeannie Ebner wohnt in einem Postfach".

    Donnerstag, April 26, 2007

    Umgang mit Lebenden

    Wenn Jeannie Ebner in einem Brief über einen heute noch lebenden Schriftsteller schreibt, er habe sich als "dummer, arroganter Lausbub" erwiesen, der "an seinen Kollegen kein gutes Haar ließ" (es gibt noch andere vergleichbare Stellen) - wie geht man damit um? Darüber denke ich gerade nach. Kann ich das einfach so wiedergeben?

    St. Pölten

    "Was eine Lesung in St. Pölten anlangt: Man sollte überhaupt keine bedeutenden Autoren einladen, solang diese Stadt nicht in der Lage ist, ein Publikum von, sagen wir: zwanzig interessierten Lesern aufzubringen" (Brief an Alois Eder, 18. August 1987)

    Dienstag, April 24, 2007

    Nochmals: Jeannie Ebner im Keller

    Passend zum von Evelyne Polt-Heinzl und Daniela Strigl herausgegebenen Band "Im Keller. Der Untergrund des literarischen Aufbruchs nach 1945", über den ich kürzlich geschrieben habe, habe ich mir heute "Der Wiener Keller" ausgeliehen. Diese "Anthologie österreichischer Dichtung" wurde 1950 von H.C. Artmann zusammengestellt und 1994 bei Wieser erstmals gedruckt. Darin schreibt Max Blaeulich auf S. 87, dass Jeannie Ebner "an der Peripherie dieses Kreises stand" und teilweise an Lesungen teilnahm. Und weiter: "Man traf sich auch bei Jeannie Ebner in der Praterstraße, die ganze Nacht konnte man dorthin gehen, denn, so erzählt sie amüsant, der Radau der Literaten war noch der geringste. Über ihrer Behausung schimpften die Zuhälter mit ihren Patschuli-Puppen, neben ihr hopste das Bordell und unter ihrem Zimmer lärmte eine Gastwirtschaft (...)".

    Der gekaufte Tod

    In dem von Peter Schuster herausgegebenen Band "Die Dichter. Eine Wiener Neustädter Anthologie", 1987 erschienen bei Januskopf, ist Jeannie Ebners interessanter Text "Der gekaufte Tod" enthalten: "Ein Mann ging aus, um sich einen Tod zu kaufen. Der Verkäufer legte ihm verschiedene Exemplare vor, darunter einen besonders großen, schrecklich blickenden Tod. 'Er ist preiswert und wird sehr gelobt. In letzter Zeit haben wir viele davon verkauft", sagte er. "Es ist der sogenannte Heldentod.'"

    eZine "literatur.primär"

    Zufällig bin ich auf das von Franz Krahberger herausgegebene eZine "literatur.primär" gestoßen, das dankenswerterweise von der Nationalbibliothek nebst anderen frühen Exemplaren der Netzkunst archiviert wird. Darin gibt es den Text "Über Literaturzeitschriften" von Gerhard Renner nachzulesen, der 1992 einen Ausstellungskatalog der Wienbibliothek einleitete (Teil 1, Teil 2). Auch "Literatur und Kritik" kommt darin vor. Darin angegebene Sekundärliteratur, die ich noch beschaffen sollte:
  • Hans F. Prokop: "Österreichische literarische Zeitschriften 1945 - 1970". In: Literatur und Kritik 5 (1970), H. 50, S. 621-631
  • Gerhard Renner: "Östereichische Literaturzeitschriften nach 1945". In: Literatur primär. Textinitiativen österreichischer Literaturzeitschriften. Wien 1983, S. 4 - 11
  • Gerhard Renner: "Der Förderungseingriff der Kunstverwaltung am Beispiel der Zeitschriftenförderung". In: Friedbert Aspetsberger / Hubert Lengauer (Hrsg.): Zeit ohne Manifeste. Zur Literatur der 70er Jahre in Österreich. Wien 1987 (= Schriften des Instituts für Österreichkunde 49+50), S. 46 - 65
  • Against the horizon

    Im 1988 bei Greenwood erschienenen Buch "Against the horizon. Feminism and postwar Austrian women writers" von Jacqueline Vansant ist auf den Seiten 12 und 13 folgendes über Jeannie Ebner zu lesen: "Hilde Spiel as well as Jeannie Ebner represent in their novels Fanny von Arnstein (1962) and Figuren in Schwarz und Weiß (1962) an emancipation in the sense of the first women's movement. Spiel makes her case for an emancipation in the spirit of the best and most worthwhile ideas of the German Enlightenment and classical period, while Ebner, with the fate of Therese Meinhart, portrays the problematic of a professionally independent women [!] torn between the desire for dependence and the demand for emancipation, and suggests a solution in the balance between emotion and intellect".
    Dabei handelt es sich um ein übersetztes Zitat aus Ingrid Cellas Artikel "'Das Rätsel Weib' und die Literatur: Feminismus, feministische Ästhetik und die neue Frauenliteratur in Österreich", erschienen im von Herbert Zeman 1982 herausgegebenen Band "Studien zur österreichischen Erzählliteratur der Gegenwart" (S. 222).

    Donnerstag, April 19, 2007

    Konflikte - Skandale - Dichterfehden

    In dem 1995 bei Erich Schmidt erschienenen Band "Konflikte - Skandale - Dichterfehden in der österreichischen Literatur" hatte ich mir eigentlich etwas über Thomas Bernhards "Holzfällen" erwartet, bin aber auch so fündig gefunden: Im Aufsatz "'Surrealismus und so'. Karl Kraus und Georg Kulka, Herbert Eisenreich und H.C. Artmann. Ein Beitrag zur Konfliktgeschichte der österreichischen Avantgarde" von Wendelin Schmidt-Dengler steht zu lesen: "Okopenko unterscheidet drei Gruppen, und zwar erstens einen 'rechten Flügel', dem Eisenreich und Polakovics angehörten, dann zweitens einen linken mit René Altmann, H.C. Artmann und Helene Diem, Wieland Schmied und Hannes Weißenborn, und drittens die Mitte mit Jeannie Ebner, Gerhard Fritsch und Ernst Kein" (S. 18).

    Hintergrundinformationen für manche Briefe liefern auch folgende Aufsätze:

  • "Ehrenwerte Rebellen? Die Wiener Gruppe als ein Streit- und Vorzeigeobjekt in der Debatte um eine neue österreichische Literatur" von Gisela Steinlechner. Darin geht es unter anderem um den Text "der sechste Sinn", den Konrad Bayer 1964 bei einem Treffen der Gruppe 47 vorgetragen hat und wofür er heftige Kritik, z.B. von Erich Fried, erntete. Dazu interessant die Rezension des Bayerschen Textes als Hörbuch von Klaus Kastberger.
  • "Realistisch oder experimentell. Frontenbildungen in der österreichischen Literatur der sechziger und siebziger Jahre" von Jutta Landa - behandelt u.a. die Auseinandersetzungen im und um den österreichischen PEN-Club.
  • "GAV kontra PEN. Die Institutionalisierung einer Spaltung" von Roland Innerhofer passt zum obigen Artikel. Hier heißt es auf S. 228/229: "Hilde Spiel scheiterte 1972, nach dem Rücktritt Lernet-Holenias, in ihrer Kandidatur um die Präsidentschaft". Wie manchmal alles zusammenpasst - gestern noch habe ich in einem Brief Jeannie Ebners an Juliane Windhager gelesen: "Das ganze richtet sich, ohne jeden sachlichen Grund, gegen Hilde Spiel, die bisher die ganze Arbeit gemacht hat, aber jetzt keinesfalls die Ehre erfahren soll, etwas Präsidentin zu werden". Spiel war ja von 1966 bis 1971 PEN-Generalsekretärin.
  • "Zum Paradigma der Frauenliteratur in Österreich. Über die (Un-)Möglichkeit der Erregung öffentlicher Aufmerksamkeit" von Christa Gürtler behandelt zwar nicht Jeannie Ebner selbst, liefert aber interessante Einblicke in die Entstehung des Begriffes "Frauenliteratur".
  • Jeannie Ebner im Keller

    2006 erschien bei Sonderzahl der Band "Im Keller. Der Untergrund des literarischen Aufbruchs nach 1945", herausgegeben von Evelyne Polt-Heinzl und Daniela Strigl. In seiner Rezension schreibt Helmuth Schönauer: "Die witzige Essay-Sammlung 'Im Keller' geht auf ein Symposion in Mürzzuschlag zurück und widmet sich im engeren Sinne der Literaturgruppe 'Der Keller', worin sich in den Fünfziger Jahren Schriftsteller wie René Altmann, H.C. Artmann, Christine Busta, Jeannie Ebner, Ernst Kein, Andreas Okopenko, Friedrich Polakovics und Hanns Weissenborn lose zusammen geschlossen haben, im weiteren Sinne handelt der Band von jener Literatur, die im Untergrund der offiziösen Wahrnehmung stattgefunden hat".
    Beim letzten Archivgespräch im Literaturarchiv am 28. März wurde übrigens genau dieses Buch vorgestellt, das habe ich leider aufgrund anderer Termine verpasst. Das muss ich mir aber beschaffen.

    Mittwoch, April 18, 2007

    Figuren in Schwarz und Weiß

    Heute habe ich wieder die Korrespondenz aus dem Nachlass inspiziert, und dabei stieß ich auf Figuren in Schwarz und Weiß - diesmal spreche ich aber nicht vom 1964 erschienenen Roman, sondern von einem Projekt eines "literarisch-musikalischen Schachspiels" mit dem Titel "Schwarz / Weiss", für das Gerald C. Stocker 1998 im Namen des "Produktionsbüros Accus" um die Aufführungsrechte für Jeannie Ebners Gedicht "Nachtwanderung am Meer" ansuchte. Ob Ebner die Erlaubnis erteilte und ob das Projekt dann tatsächlich unter Einbeziehung ihres Gedichts verwirklicht wurde, muss ich noch herausfinden - ich nehme aber an, dass ja.
    Aus der beiliegenden Projektbeschreibung: "Die Zuschauer verfolgen live eine von zwei Musikern und zwei DarstellerInnen gespielte Schachpartie, bei der jeder Zug von Texten und Musik begleitet wird, die in ihrer Kombination wiederum strengen Regeln unterworfen wird. Den 32 Figuren des Schachspiels sind Gedichte von 32 zeitgenössischen österreichischen AutorInnen zugeordnet. Die Auseinandersetzung zwischen Schwarz und Weiß findet auch in einer entsprechenden Textauswahl für die schwarzen bzw. weißen Figuren ihre Entsprechung. (...) Gleichzeitig wird aber auch jedes Feld des Brettes mit musikalischen Miniaturen belegt (...)".
    Die Produktion, so der Brief, wurde am 7. Mai 1998 im Wald4tler Hoftheater uraufgeführt und am 25. Juni 1998 beim Donaufestival in Krems gezeigt.

    Montag, April 16, 2007

    Gedenkabend für Jeannie Ebner

    Am Dienstag, dem 29. November 2004, um 19 Uhr fand im Figarosaal des Palais Palffy ein Gedenkabend für Jeannie Ebner statt. Es sprachen und lasen: Milo Dor, Graziella Hlawaty, Christa Nebenführ, Franz-Leo Popp, Anita C. Schaub, Elke Vujica, Alois Vogel und Marianne Gruber. Carine Kleiber hielt den Festvortrag über "Drei Flötentöne der Jeannie Ebner". Quelle: ÖGL-Website.

    Jeannie Ebner im Bild

    In den "Sichtungen" berichtet Wendelin Schmidt-Dengler über die Ausstellung "Geschichte und Praxis der Edition", die im Jahr 2000 in der ÖNB zu sehen war. Im online abrufbaren Bericht sind auch Bilder inkludiert, das obige Bild zeigt Jeannie Ebner mit Ernst Schönwiese und Peter Henisch 1972 bei einer Tagung der Zeitschrift "Podium" in Neulengbach (Klick auf das Bild führt zur Sichtungen-Website und zu einer größeren Version des Photos, das von Hans Prokop stammt).

    Dienstag, April 10, 2007

    "herausragende Vertreterin"

    Gerade bin ich über eine Meldung der Wiener Rathauskorrespondenz vom 17. März 2004 anlässlich des Tods von Jeannie Ebner gestoßen: "Mit Betroffenheit reagierte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny auf den heute bekannt gewordenen Tod der Schriftstellerin Jeannie Ebner. In einer ersten Stellungnahme würdigte er Ebner als 'herausragende Vertreterin der österreichischen Nachkriegsliteratur'. Mailath: 'Jeannie Ebner hat als langjährige Herausgeberin von 'Literatur und Kritik' und auch in ihrem Engagement und ihrer Unterstützung für jüngere Schriftsteller/innen wesentlich zur Vermittlung von Literatur in Österreich beigetragen'".

    Montag, April 02, 2007

    Nochmals: Ebner in Pürgg

    In der Schriftenreihe des Kammerhofmuseums Bad Aussee ist 1997 der Band "Die Pürgger Dichterwochen 1953 - 1954 - 1955" von Hans Gerhard Kandolf erschienen. Dort heißt es auf Seite 97/98: "Von den Jungen hinterließen den tiefsten Eindruck Herbert Zand, Wieland Schmid, Rudolf Stibill, Christine Lavant, Wolfgang Kudrnofsky und Jeannie Ebner, 'deren intensive, ausschwingende und immer zwischen mehreren Bedeutungsebenen oszillierende Prosa' als hinreißend empfunden wurde" (kursives Zitat im Zitat aus Rudolf Bayrs Artikel "Die freundlichen Pürgger Tage" in den Salzburger Nachrichten vom 21. September 1955).

    Literatur und Kritik

    Das Österreichische Literaturarchiv an der Nationalbibliothek hat eine Bestandsübersicht über das Redaktionsarchiv von "Literatur & Kritik" auf seiner Website (s.a. Ordnungssystematik. Dort heißt es: "Das bedeutende, aus der seit 1955 bestehenden Zeitschrift 'Wort in der Zeit' hervorgegangene Literaturorgan betonte im Unterschied zu seiner Vorgängerin die Präsentation jüngerer österreichischer Autorinnen und Autoren. Auch Übersetzungen aus der Literatur der Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie räumte es mehr Platz ein. Herausgeber und Redakteure der Anfangszeit waren Gerhard Fritsch und Jeannie Ebner. Nach dem Weggang von Kurt Klinger wurde das Blatt in den 90er Jahren von Karl-Markus Gauß neu gestaltet und wird seitdem von ihm herausgegeben". Betreuer ist Volker Kaukoreit; der 1990 erworbene Bestand umfasst 114 Schachteln, ist eingeschränkt benutzbar und wird derzeit feinerschlossen. - Eigentlich sollte ich diesen Bestand auch einsehen - es sind doch etliche Briefe von/an Jeannie Ebner darin enthalten, die sicher nicht alle als Durchschläge im Ebner-Nachlass erhalten sind.

    Platz, der ihr zusteht

    Carine Kleibers "Jeannie Ebner. Eine Einführung" will laut Angaben des Verlags "beweisen, dass Jeannie Ebner (noch) nicht den Platz innerhalb der zeitgenössischen österreichischen Literatur einnimmt, der ihr gebührt: es wird nämlich nicht viele Autor(inn)en in der Gegenwartsliteratur geben, denen mehr Ausdruckskraft und Einfühlungsgabe zuzusprechen ist".
    Apropos "Platz, der ihr zusteht": Ebner schreibt an mehreren Stellen vom Wunsch, endlich ein eigenes Arbeitszimmer zu haben. Das erinnert mich stark an Virginia Woolfs "A room of one's own": "But, you may say, we asked you to speak about women and fiction — what, has that got to do with a room of one’s own? I will try to explain. (...) All I could do was to offer you an opinion upon one minor point - a woman must have money and a room of her own if she is to write fiction; and that, as you will see, leaves the great problem of the true nature of woman and the true nature of fiction unsolved". Und dann habe ich in "Holzfällen" (auch wenn es übertrieben sein mag, zu einem Teil stimmt das Geschilderte m.E. schon) gelesen, dass "Jeannie Billroth" eine große Verehrerin Virginia Woolfs sei. Das passt doch alles ganz gut zusammen.